Wie alles begann
Fotografieren bedeutet, den Kopf, das Auge und das Herz auf dieselbe Visierlinie zu bringen. Es ist eine Art zu leben. (Henri Cartier-Bresson) |
Die erste Kamera
Wie so viele Leidenschaften begann auch diese mit einem Geschenk. Zum elften Geburtstag bekam ich von meinen Eltern eine Beirette SL100 geschenkt. Das war die einfachste und billigste Kamera, die in den 80er Jahren in der DDR zu haben war (sie kostete um die 20 Mark). Sie wurde vom Beginn der 70er Jahre bis zum Ende der DDR fast unverändert gebaut und bestand hauptsächlich aus Plastik. In beiden Aspekten ähnelte sie also durchaus dem Trabant. Und wie viele bestreiten, daß der Trabi ein richtiges Auto war, so war auch die SL100 kaum eine »richtige« Kamera zu nennen. Sie produzierte höchst selten einigermaßen scharfe Aufnahmen und wenn doch, dann nicht vom gewünschten Motiv. Sie hätte sich also prima zur Lomografie geeignet (die es damals aber noch nicht gab).
Hier ein paar technische Daten:
Hersteller | VEB Kamerafabrik Freital (ehem. Firma Woldemar Beier) |
Baujahr | 1980 |
Kameratyp | analoge Kleinbild-Sucherkamera |
Film / Sensor | SL-Filmkassette (12 Bilder im Format 24x36mm) |
Belichtungszeit | 1/125 (»sonnig«), 1/30 (»bewölkt«), B |
Fokussierung | manuell |
Objektiv | Chromar 50mm 1:11 (?) |
Gewicht | ~140g |
Besonderheiten | feste Blende (f11), Blitzschuh, Bildzählwerk |
Und hier ein Beispielbild (eines der besseren):
Die zweite Kamera (nur geliehen)
Die Ära meiner Beirette endete abrupt, als ich mich während einer Urlaubsreise (im Trabant) aus Versehen draufsetzte. Der Klügere gab nach (in diesem Fall die Kamera) und das Objektiv verabschiedete sich ins Gehäuseinnere. Als es dann durch Anwendung physischer Gewalt wieder zum Vorschein kam, hatte es jede innere Bindung an das Gehäuse verloren und fiel einfach ab. Trotzdem halte ich das Objektiv noch heute in Ehren; man kann es schließlich noch prima als Lupe verwenden.
Glücklicherweise erklärte sich mein Vater, der mittlerweile eine EXA 500 benutzte, bereit, mir seine alte Altix-nb leihweise zu überlassen. Die Altix war für ihre Entstehungszeit Ende der 50er Jahre sehr fortschrittlich; sie besaß ein Bajonett für Wechselobjektive, einen zusätzlichen Aufstecksucher mit Parallaxenausgleich und einen eingebauten Belichtungsmesser. Die Altix war die erste Kamera, mit der ich einigermaßen ansehnliche Aufnahmen hinbekam. Dieser Fortschritt wurde allerdings dadurch wieder ausgeglichen, daß ich zu dieser Zeit begann, meine Filme und Papierabzüge in der eigenen Dunkelkammer zu entwickeln. Trotzdem waren die resultierenden Bilder noch um Größenordnungen besser als die der Beirette.
Hier ein paar technische Daten:
Hersteller | VEB Altissa-Camera-Werk Dresden |
Baujahr | ~1958 |
Kameratyp | analoge Kleinbild-Sucherkamera |
Film / Sensor | 135er-Filmkassette (36 Bilder im Format 24x36mm) |
Belichtungszeit | 1/250 - 1/1, B |
Fokussierung | manuell |
Objektiv | Tessar 50mm 1:2.8 |
Gewicht* | ~600g |
Besonderheiten | zusätzlicher Aufstecksucher, eingebauter Belichtungsmesser, Selbstauslöser, Schnellspannhebel |
* inklusive Objektiv |
Und hier ein Beispielbild:
Die dritte Kamera
1983 war der Weihnachtsmann sehr fleißig und bescherte mir meine erste Spiegelreflexkamera, eine EXA 1b. Dieses Geschenk war nicht gerade klein, schließlich kostete die Kamera zu dieser Zeit 260 Mark (plus 30 Mark für die Kameratasche). Um noch mehr Geld zu schinden, wurde die Kamera standardmäßig mit Lichtschachtsucher verkauft. Für den praktischeren Prismensucher mußte ich mein Sparschwein dann nochmal um mehr als 100 Mark erleichtern. Rückblickend haben sich die Ausgaben aber durchaus gelohnt, denn diese zuverlässige Kamera war für die nächsten 13 Jahre meine treue Begleiterin und nahm mir weder diverse feucht-fröhliche Feten noch Abstecher in den kalten russischen Winter übel. Schließlich begleitete sie mich auch Anfang der 90er Jahre beim Wechsel von der Schwarzweiß- zur Farbfotografie (wobei aber meine Dunkelkammer-Karriere auf der Strecke blieb).
Hier ein paar technische Daten:
Hersteller | VEB Pentacon Dresden |
Baujahr | 1983 |
Kameratyp | analoge Kleinbild-Spiegelreflexkamera |
Film / Sensor | 135er-Filmkassette (36 Bilder im Format 24x36mm) |
Belichtungszeit | 1/175 - 1/30, B |
Fokussierung | manuell |
Objektiv | Domiplan 50mm 1:2.8 |
Gewicht* | ~720g |
Besonderheiten | M42x1-Gewindeanschluß, wechselbarer Sucher, wechselbare Bildfeldlinse, Auslösesperre, Auslöser links(!) |
* inklusive Objektiv |
Und hier ein Beispielbild:
Die vierte Kamera
Mitte der 90er Jahre konnte nicht mehr geleugnet werden, daß die EXA, gelinde gesagt, nicht mehr ganz dem Stand der Technik entsprach. Obwohl immer noch zuverlässig, bremste das Fehlen eines Autofokus sowie einer Belichtungsautomatik doch zusehends den Spaß am Fotografieren. Deshalb entschloß ich mich 1996, wieder etwas Geld in mein Hobby zu investieren. Leider mußte ich nach einer ersten Marktanalyse feststellen, daß keine geeigneten und insbesondere erschwinglichen Spiegelreflexkameras aus deutscher Produktion mehr im Angebot waren. Den Markt hatten inzwischen diverse japanische Hersteller (Canon, Nikon, Minolta) unter sich aufgeteilt. Meine Wahl fiel schließlich auf eine typische Amateur-Spiegelreflexkamera, die EOS 500N von Canon, die all das bot, was mir an meiner betagten EXA gefehlt hatte.
Das war übrigens das einzige Mal, daß eine neue Kamera weniger wog als die bisher verwendete.
Hier ein paar technische Daten:
Hersteller | Canon Inc., Japan |
Baujahr | 1996 |
Kameratyp | analoge Kleinbild-Spiegelreflexkamera |
Film / Sensor | 135er-Filmkassette (36 Bilder im Format 24x36mm) |
Belichtungszeit | 1/2000 - 30, B |
Fokussierung | Autofokus (drei AF-Meßfelder) |
Objektiv | Canon EF 28-80mm 1:3.5-5.6 |
Gewicht* | ~610g |
Besonderheiten | Zeitautomatik, Blendenautomatik, fünf Motivprogramme, Mehrfachbelichtungen, eingebauter Blitz |
* inklusive Objektiv und Batterien |
Und hier ein Beispielbild:
Die fünfte Kamera
Als zur Jahrtausendwende immer mehr digitale Kameras auf den Markt kamen, hielt ich das für ein vorübergehendes Phänomen, das eher auf »Gelegenheitsknipser« als auf »ernsthafte« Fotografen gerichtet war. Wie heißt es doch so schön: Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen! Man muß mir allerdings zugute halten, daß die einzigen damals erschwinglichen Digitalkameras lichtschwache Kompaktkameras mit nur 1-3 Megapixel, billigen Objektiven und kleinen Displays waren. Deren Bilder konnten in der Tat nicht überzeugen.
Allerdings bemerkte ich in dem Maße, in dem ich meine Reisen nach fotografischen Gesichtspunkten plante und mich auch verstärkt der Studiofotografie zuwandte, daß die analoge Fotografie doch mit gewissen Nachteilen verbunden war. Zum einen hatte man unmittelbar nach der Aufnahme kein Feedback, ob das Bild »was geworden« war. Das erkannte man erst Tage oder Wochen später beim Blick auf die entwickelten Bilder. Erst dann stellte sich heraus, ob man damals nicht doch besser noch eine zweite Aufnahme gemacht hätte. Zum anderen war der Einfluß auf den Entwicklungsprozeß des Bildes begrenzt (wenn man nicht gerade eine eigene Farb-Dunkelkammer betrieb). Es war also schwer möglich, das Beste aus den Aufnahmen herauszuholen, das heißt, sie bezüglich Helligkeit, Kontrast, Sättigung und Bildausschnitt zu optimieren.
Trotz dieser Nachteile wäre ich nie auf die Idee gekommen, eine digitale Kompaktkamera zu kaufen. Als im Jahre 2004 allerdings mit der EOS 300D von Canon die erste digitale Spiegelreflexkamera die preisliche Schallmauer von 1000 Euro unterschritt, konnte ich nicht widerstehen. Der Schritt fiel auch deshalb leicht, weil diese Kamera fotografisch alles beherrschte, was ich von der 500N gewohnt war. Zudem konnte ich wegen des identischen Objektivanschlusses alle schon vorhandenen Canon-Objektive weiterverwenden.
Hier ein paar technische Daten:
Hersteller | Canon Inc., Japan |
Baujahr | 2004 |
Kameratyp | digitale Crop-Spiegelreflexkamera |
Film / Sensor | 3088 x 2056 Pixel (6.3 Megapixel), ISO 100-1600, Speicherung auf CF-Karte |
Belichtungszeit | 1/4000 - 30, B |
Fokussierung | Autofokus (sieben AF-Meßfelder) |
Objektiv | Canon EF-S 18-55mm 1:3.5-5.6 |
Gewicht* | ~850g |
Besonderheiten | Zeitautomatik, Blendenautomatik, fünf Motivprogramme, Reihenaufnahmen (2.5 Bilder/sec), eingebauter Blitz, LCD-Monitor 1.8" (118.000 Pixel) |
* inklusive Objektiv und Akku |
Und hier ein Beispielbild:
Die sechste Kamera
Die 300D hatte gegenüber der analogen 500N eigentlich nur einen Nachteil: die im Verhältnis zum Kleinbildfilm (24x36mm) kleineren Abmessungen des Sensors (15x23mm). Dadurch ergab sich eine (scheinbare) Brennweitenverlängerung (Cropfaktor) von 1.6, die alle bereits vorhandenen Objektive in Richtung Tele verschob. Das war sowohl für die Landschaftsfotografie als auch für die Arbeit im beengten Studio nicht gerade optimal, da der Weitwinkelbereich nicht mehr abgedeckt wurde. Zudem war durch den Cropfaktor bedingt das Sucherbild deutlich kleiner als bei analogen Spiegelreflexkameras.
Aus diesem Grund war ich hoch erfreut, als endlich die erste erschwingliche digitale Spiegelreflexkamera mit Vollformat-Sensor (24x36mm) verfügbar wurde. Im Jahre 2006 schlachtete ich also erneut mein Sparschwein und legte mir diese Kamera, die EOS 5D von Canon, zu. Ich wurde dadurch nicht nur den leidigen Cropfaktor wieder los, sondern bekam, praktisch als Goodies, ein großes, helles Sucherbild, eine Verdopplung der Pixelzahl, einen besseren Autofokus sowie ein sensationell niedriges Bildrauschen auch bei schwierigen Lichtverhältnissen. Als Krönung des Ganzen gab es die Kamera in einem günstigen Bundle mit einem der besten Allround-Zoomobjektive, dem Canon EF 24-105mm 1:4 L IS. Durch dessen großen Brennweitenbereich kann ich seitdem auf Reisen praktisch auf jeden Objektivwechsel verzichten (»Immerdrauf«). Zudem erlaubt mir der eingebaute Bildstabilisator Freihandaufnahmen ohne Blitz in fast jeder erdenklichen Lichtsituation. Zusammen mit dem geringen Bildrauschen der Kamera ergibt sich somit eine perfekte Kombination für die Available-Light-Fotografie.
Hier ein paar technische Daten:
Hersteller | Canon Inc., Japan |
Baujahr | 2006 |
Kameratyp | digitale Kleinbild-Spiegelreflexkamera |
Film / Sensor | 4368 x 2912 Pixel (12.8 Megapixel), ISO 50-3200, Speicherung auf CF-Karte |
Belichtungszeit | 1/8000 - 30, B |
Fokussierung | Autofokus (neun AF-Meßfelder) |
Objektiv* | Canon EF 24-105mm 1:4 L IS |
Gewicht** | ~1650g |
Besonderheiten | Vollformat-Sensor, Zeitautomatik, Blendenautomatik, Reihenaufnahmen (3 Bilder/sec), LCD-Monitor 2.5" (230.000 Pixel) |
* nicht abgebildet ** inklusive Objektiv und Akku |
Und hier ein Beispielbild:
Die aktuelle Kamera
Wie sagte schon Voltaire: »Das Bessere ist der Feind des Guten«. Ausschlaggebend für den Kauf der EOS 5D Mark III von Canon (dem zweiten Nachfolger der EOS 5D) waren für mich dabei weniger die verdoppelte Sensorauflösung oder die Fähigkeit zur Aufnahme von Full-HD-Movies. Den Ausschlag gaben vielmehr das um Größenordnungen bessere Autofokus-Modul, der deutlich größere LCD-Monitor (mit Live View), die automatische Sensorreinigung und das nochmal verbesserte Rauschverhalten des Sensors. Speziell für den Outdoor-Einsatz empfahl sich die Kamera durch eine bessere Abdichtung gegen Regen und den neuen Silent-Verschlußmodus. Da konnte mich selbst das 400-seitige Handbuch nicht abschrecken (man muß ja nicht alles verstehen).
Meine getreue EOS 5D habe ich deswegen aber noch lange nicht ausgemustert; sie dient nun aber meist nur noch als zweite oder Backup-Kamera.
Hier ein paar technische Daten:
Hersteller | Canon Inc., Japan |
Baujahr | 2012 |
Kameratyp | digitale Kleinbild-Spiegelreflexkamera |
Film / Sensor | 5760 x 3840 Pixel (22.3 Megapixel), ISO 50-102.400, Speicherung auf CF-Karte/SD-Karte |
Belichtungszeit | 1/8000 - 30, B |
Fokussierung | Autofokus (61 AF-Meßfelder, davon 41 Kreuzsensoren) |
Objektiv* | Canon EF 24-70mm 1:2.8 L II USM |
Gewicht** | ~1800g |
Besonderheiten | Vollformat-Sensor, Zeitautomatik, Blendenautomatik, Reihenaufnahmen (6 Bilder/sec), LCD-Monitor 3.2" (1.040.000 Pixel), Live-View-Modus, Filmaufnahmen in Full-HD |
* nicht abgebildet ** inklusive Objektiv und Akku |
Und hier ein Beispielbild:
Bis zur nächsten Kamera...