Mull (II)
So vielfältig wie die Landschaft ist auch die Tierwelt der Insel. Insbesondere ist sie ein Paradies für Ornithologen, die hier Steinadler, Weißschwanz-Seeadler, Wanderfalken, Bussarde, Singdrosseln, Kreuzschnäbel, Lerchen, Eistaucher, Papageitaucher, Goldregenpfeifer, Alpenschneehühner und viele andere Vögel beobachten können. Wer mehr an Säugetieren interessiert ist, begegnet mit etwas Glück Rot- und Damhirschen, Rehen, Wildkatzen und am/im Meer Seeottern, Seehunden, Robben, Delphinen, Walen und Riesenhaien. Und natürlich jeder Menge freilaufender Schafe.
Die Besiedlung Mulls begann etwa 6000 v. Chr. Etwa vom Beginn der Zeitrechnung bis ins 10. Jh. bewohnten die Pikten die Insel (von lat. Picti - »die Bemalten/Tätowierten«). Der Ursprung dieses Volkes liegt bis heute im Dunkel der Geschichte. Allgemein wird davon ausgegangen, daß es sich bei ihnen um einen keltischen Volksstamm oder gar um Reste der jungsteinzeitlichen Bevölkerung handelt.
An der Ostküste Mulls, etwa zwei Kilometer nördlich von Salen, liegt die Ruine von Aros Castle. Die Burg wurde im 13. Jh. strategisch günstig auf einem Plateau mit Blick über den Sound of Mull und den unterhalb der Burg gelegenen natürlichen Hafen errichtet. Erbauer waren wahrscheinlich die MacDougalls; im Laufe der Zeit wechselte die Burg jedoch mehrfach den Besitzer (MacDonald, MacLean, Campbell), bis sie vom Ende des 17. Jh. an verfiel. Heute sind nur noch Reste eines Hall House (massives zweistöckiges Gebäude, dessen Obergeschoß nur aus einem großen Raum besteht), der Außenmauer und einer kleinen Kapelle erhalten. Laut einer Überlieferung liegt unter der Ruine der von den MacLeans geborgene Schatz der spanischen Galeone Florencia vergraben, die 1588 vor Tobermory sank.
Auf einer Landzunge an der Ostspitze der Insel, unweit von Craignure, befindet sich das von den MacLeans im 13. - 17. Jh. erbaute Duart Castle. Im 18. Jh. verfallen, wurde die Burg zu Beginn des 20. Jh. von Sir Fitzroy MacLean restauriert und ist seither wieder offizieller Wohnsitz des Clans. Die Burg kann besichtigt werden; sie beherbergt eine Vielzahl von Artefakten zur Geschichte der MacLeans. 1999 diente die Burg als ein Schauplatz des Films Verlockende Falle mit Sean Connery und Catherine Zeta-Jones.
In der Nähe von Duart Castle liegt das 1858 im sogenannten Scottish Baronial Style erbaute Torosay Castle. Obwohl auch das Schloß selbst besichtigt werden kann, sind die wahre Attraktion doch die ausgedehnten Parkanlagen.
Der Park erstreckt sich auf einer Fläche von etwa 5 ha und beherbergt unter anderem Gewächshäuser, einen Japanischen Garten, einen Stein-, einen Alpen- und einen Sumpfgarten (bog garden). Zudem findet man die verschiedensten Bäume und Gehölze (woodland garden), von denen man einige eher in südlicheren Gefilden vermuten würde (z.B. Eukalyptus). Schattige Teiche, umgeben von Kandelaber-Primeln und anderen feuchtigkeitsliebenden Pflanzen, bilden Oasen der Ruhe und laden besonders im Sommer zum Verweilen ein.