IonaIona

Iona ist eine nur etwa 9 km² große, westlich von Mull gelegene Insel. Trotzdem wird die nur von 120 Menschen bewohnte Insel jährlich von etwa 140.000 Tagestouristen besucht. Ursache hierfür ist die besondere Rolle, die Iona bei der Christianisierung von Schottland im frühen Mittelalter spielte.

Im Jahre 563 landete hier der irische Mönch Columban mit einigen Getreuen, nachdem er (aus nicht ganz geklärten Gründen) gezwungen war, Irland zu verlassen. Der Legende nach wählte er Iona, weil es der erste Teil von Schottland war, von dem aus man Irland nicht mehr sehen konnte. Columban gründete ein Kloster und betrieb erfolgreich die Missionierung der Pikten in Schottland. Im Laufe der Zeit entwickelte sich Iona so zu einem spirituellen Zentrum Schottlands und zum Ziel vieler Pilger.

Iona: Strand bei Baile Mor
Strand bei Baile Mor

Iona ist nur durch den weniger als 2 km breiten Sound of Iona von der Westküste Mulls entfernt. Man erreicht die Insel deshalb mit der Personenfähre von Fionnphort aus in nur 10 min. Die erste Fähre legt in Fionnphort um 8:15 Uhr ab, die letzte Fähre verläßt Iona um 18:30 Uhr (Stand 2007, Mo.-Sa., am So. abweichend). Wegen der Busladungen von Touristen, die Iona täglich besuchen, sollte man möglichst eine der ersten Fähren nutzen, um die Insel in Ruhe erforschen zu können. Deshalb empfiehlt es sich, zuvor in Mull zu übernachten. Bei der Anfahrt nach Fionnphort sollte die verlängerte Fahrzeit aufgrund der einspurigen Straßen auf Mull eingeplant werden.

Iona: Ruinen des Nonnenklosters
Ruinen des Nonnenklosters

Unweit der Fähranlegestelle in Baile Mor können die Ruinen eines Klosters der Augustinerinnen (Nunnery) besichtigt werden. Es handelte sich dabei um eines von nur zwei Nonnenklöstern des Augustinerordens in Schottland. Zu Beginn des 13. Jh. erbaut, wurde die Anlage während der Reformationszeit aufgegeben und verfiel. Die Tatsache, daß das Kloster in diesem Zustand belassen und nicht durch Restaurierung künstlich »verschönert« wurde, macht den besonderen Reiz dieses Ortes aus.

Iona: St Oran's Chapel und historischer Friedhof
St Oran's Chapel und historischer Friedhof

Nur einige hundert Meter nördlich des Nonnenklosters, am Weg zur berühmten Benediktiner-Abtei, liegt der historische Friedhof Ionas (Reilig Odhrain). Hier wurden vom 9. bis zum 11. Jh. insgesamt 48 schottische, acht norwegische und vier irische Könige begraben. Darunter so illustre Herrscher wie die durch Shakespeare bekannten Könige Duncan und Macbeth. Leider können die Gräber heute aufgrund der verwitterten Grabinschriften nicht mehr eindeutig zugeordnet werden.

Am Nordrand des Friedhofs steht die kleine St Oran's Chapel, die im 12. Jh. erbaut wurde und somit das älteste erhaltene Gebäude der Insel ist.

Iona: St. Martin's Cross
St. Martin's Cross

Vor dem Betreten der Benediktiner-Abtei (Iona Abbey) fällt der Blick auf das St. Martin's Cross, ein keltisches Hochkreuz des 8. Jahrhunderts. Es ist das einzige originale Hochkreuz der Insel, das noch heute am ursprünglichen Standort besichtigt werden kann (einige weitere Kreuze sind im Museum der Abtei ausgestellt). Das mehr als 4 m hohe Kreuz zeigt Szenen aus der Bibel, u.a. Maria mit dem Kinde, Daniel in der Löwengrube und Abraham, der seinen Sohn Isaak opfert.

Iona: Kreuzgang der Benediktiner-Abtei
Kreuzgang der Benediktiner-Abtei

Die Benediktiner-Abtei, die heute als ökumenische Kirche, Begegnungsstätte und Museum dient, wurde, wie das Nonnenkloster, im frühen 13. Jh. errichtet. Sie ersetzte das kleine, aus Holz und Lehm erbaute Kloster, das von Columban und seinen Nachfolgern genutzt worden war. Im Laufe der Zeit wurde die Abtei immer wieder erweitert, um den wachsenden Anforderungen der Klostergemeinschaft und der Pilger gerecht zu werden. Dieser Prozeß kam erst während der Reformationszeit zum Erliegen, als die Abtei, wie auch das Nonnenkloster, aufgegeben wurde und zur Ruine verfiel. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Abtei auf Betreiben des Duke of Argyll vollständig restauriert, um sie wieder ihrer religiösen Bestimmung zuzuführen. Heute wird die Abtei von der sogenannten Iona Community betrieben, einer ökumenischen Bewegung, die hier u.a. Gottesdienste organisiert und Pilger betreut.

Iona: Blick vom Dun I Richtung Nordost
Blick vom Dun I Richtung Nordost

Wer nach so viel Geschichte noch über etwas überschüssige Energie verfügt, sollte (geeignetes Wetter vorausgesetzt) unbedingt noch Ionas höchsten »Berg« besteigen, den Dun I. Von seinem in 101 m Höhe liegenden Gipfel hat man einen wunderbaren Blick über die Insel, das angrenzende Mull und bei optimaler Sicht bis nach Skye. Wenn bis zur Rückfahrt mit der Fähre noch genügend Zeit zur Verfügung steht (≥ 2 h), kann man von dort seine Wanderung bis zu den Sandstränden an der Westküste Ionas fortsetzen. Auf dem Weg dorthin wird man lernen, daß in Schottland auch eine so kleine Insel wie Iona noch über einen 18-Loch-Golfplatz verfügt (den sich allerdings Golfer und Schafe teilen müssen). Der Rückweg vom Strand bis nach Baile Mor durch eine flache Wiesenlandschaft sollte dann in etwa einer halben Stunde geschafft sein.